Nicole Klein Gomes
Welchen Wolf fütterst du?
Die Geschichte dazu
Vielleicht kennst du diese Geschichte und hast sie schon öfters in den unterschiedlichsten Varianten gehört. Bei mir ist sie tatsächlich in Vergessenheit geraten, bis ich diese Woche durch einen Post in Instagram wieder daran erinnert wurde. Jetzt lässt mich diese Geschichte nicht mehr los. Meine inneren Wölfe fordern ihren Raum zurück. Aber ich will nicht vorgreifen.
Ich erzähle dir erstmal die Geschichte dieser beiden wunderbaren Wölfe.
Es war einmal...
...da saß ein alter Indianer mit seinem Sohn am Lagerfeuer. Um sie herum war es dunkel geworden, leuchtende Sterne schauten auf sie herab. Das Feuer knackte und knisterte, während die Flammen in den Himmel züngelten. Hin und wieder war in der Ferne eine Eule zu hören und das gleichmäßige Zirpen der Grillen.
Der Indianer schaute nachdenklich in die lodernden Flammen. Er schien ganz in ihnen versunken zu sein. Versunken in seinen Gedanken tief in seiner eigenen inneren Welt.
Wie aus der Ferne sagte er:"Das Flammenlicht und die Dunkelheit sind wie die zwei Wölfe, die in unserem Herzen leben."
Fragend schaute der Sohn seinen Vater an. Er wusste, er durfte ihn nun nicht drängen. Sein Vater würde weiter sprechen, sobald er soweit war.
Nach einiger Zeit des Schweigens begann der alte Indianer seinen Sohn eine Geschichte zu erzählen.
"Tief in unserem Herzen tobt ein ewiger Kampf zwischen zwei Wölfen.
Der eine, ein majestätischer schwarzer Wolf ist voll negativer Energie. Er ist Zorn, Wut, Egoismus und Missgunst. Alles Böse das in jedem von uns schlummert verkörpert dieser Wolf.
Seine Nahrung ist Feindschaft und Groll, sorgen und Angst, Schmerz und Dunkelheit, Selbstmitleid und Minderwertigkeitsgefühl.
Seine Waffe ist die Dunkelheit. Du siehst sie in Rachsucht, Aggressivität und Grausamkeit.
Der andere, ein eleganter weißer Wolf ist gut, liebevoll, sanft und mitfühlend. Er ist bedingungslose Liebe, Freude und Leichtigkeit. Er ist das Licht in Deinem Herzen, aufrichtig, ehrlich und mitfühlend. Er ist Demut und Güte. Alles was gut in uns ist verkörpert dieser Wolf.
Seine Nahrung ist Gerechtigkeit und Frieden, Zuneigung und Liebe, Verständnis und Rücksicht.
Seine Waffe ist das Licht. Du siehst sie in Dankbarkeit, Vertrauen, Offenheit und Mitgefühl und in seiner stärksten Kraft: bedingungslose Liebe."
Der Sohn hatte aufmerksam den Worten seines Vaters gelauscht, nun schaute er nachdenklich in die Flammen des lodernden Feuers. Nach einer Weile fragte er: "Vater, wie geht diese Geschichte aus? Welcher Wolf gewinnt den Kampf?"
Der alte Indianer sah seinen Sohn eindringlich an. Es schien, als würde er ihm tief ins Herz schauen, dort wo seine Wölfe ihren ewigen Kampf führen.
"Der Wolf, den du fütterst, der überlebt!"
Nach einer Weile erklärte der Vater weiter: "Aber so einfach ist es nicht. Wirklich wichtig ist die Balance zwischen den beiden Wölfen. Denn wenn Du nur den weißen Wolf fütterst, wird der schwarze Wolf hinter jeder Ecke lauern und auf einen schwachen Moment, eine Unachtsamkeit von Dir warten. Dann wird er Dich angreifen, um die Aufmerksamkeit von Dir zu bekommen, die er braucht. Ignorierst Du seine Angriffe, so wird er wild und hungrig. Und er wird umso stärker und unerbittlicher den weißen Wolf in Dir bekämpfen.
Deshalb höre ihm zu, beachte ihn - mehr braucht es nicht um ihn glücklich zu machen. Er wird mit Freude mit Dir reden und Dir seine positiven Eigenschaften zeigen.
Die guten Seiten deines schwarzen Wolfes
Es sind so wichtige Eigenschaften wie Mut, Furchtlosigkeit, Beharrlichkeit, Willensstärke und ein großes intuitives Gespür. Eigenschaften die Du brauchst, wenn Dein weißer Wolf an seine Grenzen kommt und nicht weiter weiß. Denn auch Dein weißer Wolf hat seine Schwächen.
Der weiße Wolf braucht den schwarzen Wolf an seiner Seite. Beide gehören zusammen wie Licht und Schatten. Beide sind zusammen am stärksten. Deshalb füttere und liebe sie beide, lass sie in Harmonie wachsen. So musst Du Deine Aufmerksamkeit nicht auf den inneren Kampf verwenden, denn es wird keinen geben. Stattdessen kannst Du die Stimme der alles wissenden Führer hören, die Dir in jeder Situation den richtigen Weg deutet.
Denn Frieden, mein Sohn, ist die Mission aller Menschen. Frieden ist das Leben selbst.
Ein Mensch, der seine inneren Wölfe im Einklang und Frieden hat, der hat alles. Ein Mensch der in seinem inneren Krieg gefangen ist, der hat nichts. Dein Leben wird davon bestimmt, wie Du mit Deinen gegensätzlichen Kräften umgehst. Lass nicht den ein oder anderen verhungern. Füttere sie beide, beachte beide und beide gewinnen."
Und die Moral von der Geschichte...
...oder: Warum ich diese Geschichte so liebe
Seitdem ich diese Geschichte wieder gehört habe, geht sie mir nicht mehr aus dem Kopf. Also habe ich in mein Innerstes geschaut. Habe meine Wölfe gesucht.
Hätte ich diese Innenschau vor zwei, drei Jahren gemacht - puh! Zu diesem Zeitpunkt waren sie im absoluten Kampf. Ich wollte meine dunklen Teile nicht sehen. Den schwarzen Wolf füttern?! NEIN!
Die Folge: Nun, ich war im absoluten Ungleichgewicht. Genervt, wütend auf mich selbst und mein Umfeld und dann wieder geradezu euphorisch. Je nachdem welcher Wolf gerade die Oberhand hatte.
Dieser Zustand hat mir sehr viel meiner Energie genommen. Es war, als würde ich permanent gegen mich selber kämpfen. Die Folge: Mein Körper streikte, mein Geist streikte. Eigentlich ging alles auf die Barrikaden.
Meine Wölfe, deine Wölfe...
...als feinfühliger und hellwahrnehmender Mensch, habe ich natürlich auch ein Gespür für die inneren Kämpfe die die Menschen in meinem Umfeld mit sich austragen. Lange Zeit bemerkte ich nicht, dass die Kämpfe die ich in meinem inneren zu spüren glaubte, gar nicht meine sind. Das ist natürlich gut, wenn gute Laune von aussen zu meiner wird... aber problematisch, wenn der schwarze Wolf des Anderen gewinnt. Oft war ich von jetzt auf gleich wütend, ohne zu wissen warum.
Erst als ich bereit war, mich und mein Leben im Ganzen anzunehmen, alle meine Anteile zu sehen und zu lieben wurde es besser. Denn damit kam auch die Erkenntnis, ich kann und darf mich von Anderen unterscheiden. Und ich kann und darf erkennen zu wem welche Wölfe gehören.
Ich lernte mit diesem Fremdbewusstsein umzugehen und es aus meinem Energiefeld zu entfernen. Auch Gruppenbewusstseine kann ich heute neutralisieren. Du nimmst dieses Gruppenbewusstsein z.B. wahr, wenn du in einem Stau stehst. Achte mal drauf, ich bin sicher, deine Laune verändert sich schlagartig ins negative.
Meine Wölfe in Balance
Heute habe ich beide Wölfe im Einklang neben mir. Der schwarze Wolf ist mein Alarmsystem und er macht einen verdammt guten Job! Der weiße Wolf erinnert mich stets daran, dass das Leben immer für mich ist. Egal was gerade passiert, Gutes oder schlechtes - es ist für mich!
Und noch etwas zeigen mir meine Wölfe: Die Energie folgt meiner Aufmerksamkeit - IMMER
Sobald ich meine Aufmerksamkeit auf negative Emotionen ausrichte, knurren meine Wölfe...
Wo sind deine Wölfe?
Wir würden uns riesig freuen, wenn Du Deine Gedanken zu dieser Geschichte in den Kommentaren mit uns teilen möchtest.
- Kanntest du diese Geschichte bereits?
- Was macht sie mit dir? Welche Gedanken und Emotionen kommen dir?
- Wo sind deine Wölfe? Im Kampf oder im Einklang?
- Wie reagierst du auf die Wölfe deiner Mitmenschen?
Wir wünschen dir friedliche Wölfe,
achte auf sie und auf dich!
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